Der Ausbildungsweg führt durch verschiedene zeitliche und örtliche Stationen innerhalb und außerhalb des Priesterseminars. Er dient in seinen Phasen dazu, die eigene Berufung zu prüfen und zu stärken. Auf ihm soll wachsen und reifen, was zur fruchtbaren Ausübung des priesterlichen Dienstes erlernt und angeeignet werden muss.

"Jesus stieg auf einen Berg und rief die zu sich, die er erwählt hatte, und sie kamen zu ihm. Und er setzte zwölf ein, die er bei sich haben und die er dann aussenden wollte ..."

Bereits die Apostel genossen vor ihrer Aussendung eine Form der Ausbildung in ihrer Zeit mit Jesus. Im Priesterseminar Wien, St. Pölten und Eisenstadt orientieren wir uns heute am Evangelium und an einer vielfach überarbeiteten und aktualisierten Ausbildungsordnung. Sie hilft unseren Seminaristen, sich auf ihre Zeit als Priester in einer modernen, globalisierten Welt vorzubereiten.

Die vom Bischof in der Liturgie der Diakonen-und Priesterweihe an die Kandidaten gerichteten Bereitschaftsfragen gelten dabei als inhaltliche Zielvorgaben für den Ausbildungsweg.

Die aktuell gültige Ausbildungsordnung wurde im Jahr 2016 von der Kleruskongregation veröffentlicht und gilt für die Gesamtkirche.

Die Ausbildung der drei diözesanen Priesterseminare zielt auf vier aufeinander aufbauende Dimensionen ab. Diese Dimensionen sind durchgängig für alle Phasen der Priesterausbildung von Bedeutung.

  • Menschliche Dimension
  • Geistliche Dimension
  • Intellektuelle Dimension
  • Pastorale Dimension

Die Phasen der Ausbildung zum Priester

Die Ausbildung ist modular aufgebaut und flexibel. In der Regel gliedert sie sich in folgende Phasen:

  • Propädeutikum (1 Jahr)
  • Seminarkurs I (1-3 Jahre)
  • Externjahr (1 Jahr)
  • Seminarkurs II (1-2 Jahre)
  • Praktikumsjahr (1 Jahr)
  • Diakonatsjahr (1 Jahr)
  • Weihe zum Priester

Die tatsächliche Dauer der gesamten Ausbildung hängt von der theologischen Vorbildung, vom Studienerfolg und von eventuell anrechenbaren oder zusätzlich zu absolvierenden Ausbildungselementen ab.
Unabdingbare Voraussetzung ist die Fähigkeit und Bereitschaft, sich auf die einzelnen Phasen in ihren Schritten einzulassen. Denn es geht auf dem Ausbildungsweg um einen inneren und äußeren Lernprozess, auf dem Wachstum und Reifung geschieht, nicht aber darum, in einer bestimmten Zeit ein vorgegebenes Programm zu absolvieren.

Was erwartet Sie in den verschiedenen Ausbildungsphasen?

Propädeutikum:

Am Beginn der Ausbildung steht das sogenannte „propädeutische Jahr“, eine Art Vorschule der Selbstformung.
Das Propädeutikum ist ein für alle neueintretenden Seminaristen verbindliches Einführungsjahr. Es findet unabhängig davon statt, ob das gesamte Theologiestudium oder Teile dessen bereits absolviert sind, ob es bereits abgeschlossen ist oder nicht.
Es dient zur Klärung der Berufung, ermöglicht dem Kandidaten eine tiefere Selbsterkenntnis und persönliches Wachstum, es legt das Fundament für den Ausbildungsweg in allen vier Dimensionen.
Das Propädeutikum findet für alle österreichischen Diözesen statt. Die Seminaristen wohnen in ihren Heimatseminaren und fahren monatlich für einige Ausbildungstage nach Linz.
Äquivalente Ausbildungsgänge und erworbene Kompetenzen (z.B.: positives abgeschlossenes Noviziat in einer früheren Ordenszugehörigkeit) können von der Vorstehung anerkannt werden.

Seminarkurs I:

Zu den zentralen Inhalten des Seminarkurses I gehören: Lektüre der gesamten Heiligen Schrift, Eucharistie-Feiern
Beauftragungen zu Lektorat und Akolythat, das Römische Messbuch (GORM), Stimmbildung, Firmbegleitung etc. …

In diese Phase fällt auch die Beauftragung zum Lektorat und Akolythat, die als Dienste in der Kirche ausgeübt werden: Dienst am Wort Gottes und am Altar zum Aufbau der Kirche. Die Einübung in diese Dienste gehört wesentlich zur Vorbereitung auf Empfang und Ausübung der Diakonen-und Priesterweihe.

Externjahr:

Das Externjahr dient der kirchlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Horizonterweiterung.
In dieser Phase lebt und studiert der Seminarist an einem Ort im In-oder Ausland außerhalb des Priesterseminars.

Seminarkurs II:

Zu den zentralen Inhalten des Seminarkurses II sind folgende: Diözesangeschichte, Gesamtüberblick über die Diözese, Kennenlernen zentraler Dienststellen, wie z.B. Pastoralamt, Bauamt, Missio, Finanzkammer etc. … 

Es fällt in diesen Abschnitt auch die Feier der Aufnahme unter die Kandidaten für die Diakonen-und Priesterweihe (Admissio), in der die Verbundenheit mit der Kirche öffentlich erklärt und gestärkt. Mit dieser Liturgie tritt der Ausbildungsweg in seine finale Phase.

Praktikumsjahr – Diakonatsjahr – Priesterweihe:

Mit dem Praktikumsjahr beginnt eine intensive Zeit der Hinführung zur Diakonen- und Priesterweihe: Das Studium muss (fast) abgeschlossen sein. Der Seminarist übersiedelt für das Praktikumsjahr in eine Pfarre und arbeitet dort intensiv in der Seelsorge mit. Im Priesterseminar läuft die spirituelle Ausbildung weiter. Der Praktikantenkurs bereitet die Diakonenweihe und die pastoralen und liturgischen Aufgaben des Diakonats vor.
Am Ende dieses Jahres stehen das „Skrutinium“ (Prüfungsverfahren zur Eignung für die Weihe) und schließlich die Diakonenweihe.
Im Diakonatsjahr, dem letzten Ausbildungsjahr, leben die Diakone in Ausbildungspfarren. Ein Ausbildungskurs im Seminar begleitet dabei die pastorale Tätigkeit in der Pfarre und bereitet auf die Priesterweihe vor; zugleich vermittelt er spezifische Kenntnisse und Befähigungen für den priesterlichen Dienst und die konkreten Aufgaben in der Pastoral. Das Skrutinium und die Priesterweihe beenden schließlich den Ausbildungsweg.